Geteiltes Vertrauen als Schlüssel

Mehr Sicherheit beim Oldtimerkauf

Geteiltes Vertrauen als Schlüssel

27. Oktober 2022 agvs-upsa.ch – Blockchain ist nur etwas für Technikfreaks oder Leute, die in Kryptowährung investieren? Falsch: Auch Oldtimer­fans und AGVS-Garagisten können von der Technologie profitieren, wie das Schweizer Unternehmen The Motor Chain zeigt, das damit eine lückenlose Nachverfolgung bei Klassikern ermöglicht.

blockschain_artikel_2.jpgJulio Saiz, CEO von The Motor Chain (TMC), beim Sichten alter Daten zu einem Oldtimer. Quelle: TMC

Im Rahmen des berühmten britischen Oldtimertreffens Goodwood Revival kamen wieder millionenteure Autopreziosen unter den Hammer. Etwa ein Cooper-Zerex-­Oldsmobile von 1964, den einst der legendäre Bruce ­Mc­Laren fuhr. Sehr viel Geld, aber auch Vertrauen musste der Käufer aufbringen, denn handelt es sich wirklich genau um diesen Wagen und nicht um einen Nachbau? Belegen lässt sich dies durch eine lückenlose Dokumentation der Besitzverhältnisse, Reparaturen und Restaurationsarbeiten. Diese Infos können bei einem Klassiker rund 15 Prozent des Werts ausmachen. Doch wie kommt man zu diesen Daten und wie kann man sicher sein, dass sie auch stimmen?

Hier kann, wie bei Kryptowährungen die Blockchain-Technologie helfen. Dabei werden alle Transaktionen in einem Netzwerk dezentral und digital gespeichert. Weil die einzelnen Einträge miteinander verbunden sind, fällt eine Manipulation sofort auf. Diesen Ansatz verfolgt auch das Schweizer Cardossier, bei dem alle wichtigen Ereignisse und Daten aus dem Autoleben digital festgehalten werden sollen – als erster Prozess wird bei Cardossier die erste Inverkehrsetzung digitalisiert werden. Das private Unternehmen The Motor Chain – kurz TMC – von CEO Julio Saiz konzentriert sich dagegen in erster Linie auf die lückenlose Dokumentation von Oldtimern.

blockschain_artikel_1.jpgNicht mehr nur auf vergilbten Blättern, sondern digital erfasst, von der Community verifiziert und dank der ­Blockchain-Technologie auch nicht einfach veränderbar: die digitale Fahrzeuggeschichte bei TMC. Fotos: TMC



TMC schafft Vertrauen für Besitzer, Käufer, Garagen, Auktionshäuser, Sachverständige, Experten, Versicherer und Historiker, indem diese alle gemeinsam auf die Informationen zum Fahrzeug zugreifen können. «Das erste Auto, das von dieser Art der Digitalisierung der Dokumentationsunterlagen profitierte, war der erste je der Öffentlichkeit gezeigte Jaguar E-Type», verrät Julio Saiz. «Chassis 885005 wurde am 15 März 1961 präsentiert – heute gehört der Wagen Christian Jenny.» Der erste Wagen, der dank der TMC den Besitzer wechselte, war ein Porsche 968. Er wurde im Februar 2020 in den USA samt der digitalen Unterlagen verkauft. «Wir können die Bedenken der Eigentümer beziehungsweise der Interessenten zerstreuen, ob eine Dokumentation, deren Quellen und die geleistete Arbeit vertrauenswürdig sind», führt Saiz aus, «da die Gemeinschaft, die an dieser Geschichte, der Recherche und der Arbeit beteiligt war, durch die Blockchain zertifiziert wird.»

Sammler und Oldtimertreffen haben diesen Vorteil erkannt, inzwischen gibt es Kategorien und Auszeichnungen für den «Best Documented Car». Das Clevere an TMC: Neben der Nutzung der Blockchain-Technologie sind hier Daten, Fotos und PDFs zu den Oldtimern, auch Zertifikate sowie persönliche Daten der Experten hinterlegt und jederzeit transparent, da stets einsehbar. «Autobesitzer können so vertrauenswürdige Garagen oder Zertifizierungsstellen an der Dokumentation teilhaben lassen», erläutert Saiz. «Dank Profilvalidierung durch eine echte ID-Karte und der Blockchain-Protokolle sind die Einträge unwiderlegbar.» Zudem kann man auch in aller Ruhe in der Fahrzeuggeschichte stöbern und dank einer Suchfunktion schneller spezifische Details finden. Ein spannendes Tool von Autofans für Autofans, welches die Oldtimer-Community sicher weiterbringt.

blockschain_artikel_3.jpgDie TMC-Jury mit den Gewinnern des am besten dokumentierten Autos in der Show. Fotos: TMC
 
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