Garage ist Innovation!

Richtungsweisend

Garage ist Innovation!

16. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Zwei Drittel der Garagen-Einnahmen werden derzeit durch Aftersales und Aftermarket generiert. Aber wie sieht das aus, wenn die Elektromobilität Einzug hält? Experten diskutierten auf der Tagungsbühne. Sascha Rhyner

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Mit der zunehmenden Elektromobilität bricht das klassische Garagengeschäft weg; so lautet eine der Befürchtungen. Marcel Guerry, CEO der Emil Frey Schweiz, trat diesen entgegen: «Seit ich in den 1970er-Jahren die Lehre gemacht habe, kamen Austauschaggregate, die Elektronik oder AGV 86; jedes Mal schlugen wir die Hände über dem Kopf zusammen. Aber das Autogewerbe ist seit 60, 70 Jahren innovativ.» Deshalb wandelte er das Tagungsmotto ab: «Garage ist Innovation!»

Mathias Gabler, Managing Director der Amag, pflichtete bei und gab gleichzeitig auch Entwarnung. «Die Verbrenner werden uns noch lange begleiten», sagte er. Dennoch rechnet die Amag, dass sie bis 2035/2040 rund 15 Prozent des Umsatzes verlieren wird. «Die Hochvolt-Technik, Kalibrierung sowie Terminplanung und Organisation in der Werkstatt haben Potenzial, um diesen Wegfall zu kompensieren», so Gabler weiter. Hier gebe es zwischen den Amag-Betrieben Unterschiede. «Wir müssen schauen, was die erfolgreichsten Betriebe machen und diese kopieren.» Die Betriebe müssten schneller und digitaler werden. «Wir müssen Kosten aus dem System nehmen», nannte es Gabler. Gleichzeitig müssten «die Jobs für die Kollegen an der Front einfacher werden».

Betriebswirtschaftlich waren auch die Ansätze von Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitung Bereich Branchenvertretung. «In den Werkstätten wird noch zu viel gratis gearbeitet und werden Dienstleistungen zu wenig verrechnet», sagte Aegerter. «Gerade im Bereich Elektromobilität haben die Kunden viele Fragen, die Garagen nicht nur kompetent beantworten, sondern eben auch verrechnen sollen.» Und die Betriebe müssten den Mut haben, den tatsächlichen Verrechnungslohn zu verrechnen. «Die Jungen haben eine super Ausbildung – auch im Vergleich mit beispielsweise Beratern, die aber einen deutlich höheren Stundenansatz verrechnen», sagte auch Marcel Guerry. Die Amag investiert ebenfalls viel in Schulungen und beschäftigt über 700 Lernende. «Wir müssen auch in zukünftige Positionen investieren und dem Kunden besser erklären, was wir am Auto machen. Wir müssen unsere Topleistungen besser verkaufen», meinte Gabler.

Bezüglich zukünftiger Geschäftsfelder mahnte Marcel Guerry, dass man oft zu weit suche. «Reifen, Carrosserie sowie Zubehör und Services braucht es – egal bei welchem Antrieb», sagte er und konkretisierte: «Wir müssen schauen, dass wir das Reifengeschäft bei uns haben. Statt eines grossen Showrooms baut man lieber eine Carrosserie – sorry, liebe Importeure.» Dazu kämen Leasing- und Versicherungsgeschäfte als Dienstleistungen. Markus Aegerter ergänzte, dass dies alles nicht eine Frage der Betriebsgrösse sei. «Kleine Betriebe können sich oft schneller auf neue Rahmenbedingungen einstellen», erklärte er. Und auch das Agenturmodell, das viele Garagenbetriebe beschäftigt, komme nicht ganz so schnell. «Viele Hersteller rudern bei diesem Thema zurück, weil sie das Thema unterschätzt haben», sagte Guerry und schloss mit der guten Botschaft: «Es braucht uns noch viele Jahre!»
 
Die ausführliche Berichterstattung zum «Tag der Schweizer Garagisten 2024» lesen Sie im AUTOINSIDE 2/2024.



Alles über den «Tag der Schweizer Garagisten» 2024
erfahren Sie hier.

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Kommentare


Bernd 22. Januar 2024 - 5:37
Dies hat man richtig erkannt den Grossteil, der Einnahmen bringt die Werkstatt. Dementsprechend sollte den Mitarbeitern dort auch die Wertschätzung zugetragen werden und diese nicht unter Zeitdruck durch den Tag hetzen. Das der Fachkräftemangel in erster Linie von den oft aus den Arbeiten folgend schmutzigen Überkleidern herrührt war schon immer ein Märchen. Mit 100% und 4 Wochen Ferien, mit einer Werkstatt welche kaum je modernisiert wurde dafür der Kundendienst- Bereich bereits zum 3. Mal , holt man heute keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Solange man dies nicht ändern will, wird sich die Teppichetage treffen und in der Praxis verbessert sich nichts.