Mitgliederanlass AGVS Zürich
90 Minuten geballte Information
7. September 2018 agvs-upsa.ch – Die AGVS-Sektion Zürich lud in die Garage Ruckstuhl nach Kloten, um aus erster Hand über Finanzierung im Autogewerbe zu informieren. Gastgeber Christian Müller, Präsident des AGVS Zürich, und die rund 60 Gäste erhielten eine geballte Ladung an Fachwissen und praktischen Anregungen vermittelt.
sco. Den gediegenen Rahmen des Mitgliederanlasses bildete der im Dezember fertiggestellte und im Frühjahr eingeweihte repräsentative Neubau der Ruckstuhl-Garagen, wo die neusten Modelle von Mercedes-Benz ins rechte Licht gerückt werden.
Den Auftakt machte Ronald F. Betschart. Gemeinsam mit dem Notar und früheren Banker Markus Goetschi berät der ehemalige Garagist heute Garagenbetriebe – oft in Prozessen der Nachfolgeregelung. Mehr als die Hälfte der KMU-Geschäftsführer bzw. -Inhaber entstammen der sogenannten Babyboomer-Generation und sind heute zwischen 50 und 65 Jahre alt. Entsprechend aktuell ist das Thema. Betschart zeigte die verschiedenen Nachfolgeoptionen auf: Von der familieninternen Nachfolge (FBO = Family-Buy-out), über die Übertragung an Mitarbeiter (MBO = Management-Buy-out), über den Verkauf an externe Personen (MBI = Management-Buy-in) oder einen Investor (M&A = Mergers and Acquisitions) bis hin zur Liquidation wies er auf Möglichkeiten und Fragestellungen hin sowie zeigte die Prozessschritte auf.
Emotionen nicht unterschätzen!
Bei allen (erb-)rechtlichen, betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und finanziellen Fragen darf ein ganz entscheidender Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden: Emotionen. «Oft kommt man mit dem Nachfolgeprozess nicht vom Fleck, weil Emotionen im Spiel sind», mahnte Betschart. Markus Goetschi, selber Spross einer KMU-Familie, erzählte von seinen eigenen Erfahrungen in diesem Thema, als sein todkranker Vater den Familienbetrieb an den Bruder übergab. «15 Tage vor seinem Tod waren alle Verträge unterschrieben.»
«Reden Sie nicht nur mit Ihrer Hausbank»
André Frey von der Figas Treuhand setzte sich mit dem oft gehörten Vorwurf auseinander, dass «die Banken kein Geld geben». Seine Erfahrung zeige, dass man diese Aussage so nicht stehenlassen könne: «Das Geld ist vorhanden, aber es müssen ein paar Regeln eingehalten werden, damit man auch an das Geld kommt.» Die Unternehmung muss über gute Zukunftsaussichten verfügen, ein Business- und Liquiditätsplan muss vorhanden (und realistisch) sein, Tragbarkeitskriterien müssen bekannt sein und eingehalten werden. «Und Sie müssen bei den Kreditgesprächen als Person überzeugen», stellte Frey klar. «Als Garagisten sind Sie alle Verkäufer. Das sollte Ihnen also nicht schwerfallen.» Frey forderte seine Zuhörer auf, den Fokus zu öffnen: «Reden Sie nicht nur mit Ihrer Hausbank. Es gibt auch andere Banken, Investoren oder Crowdfunding.»
«Sie geben nicht jedem Kunden gleichviel Kredit»
Patrick Sulser, Leiter Firmenkunden Zürich-City bei der Zürcher Kantonalbank, eröffnete sein Referat mit dem Hinweis, dass auch er einer Garagistenfamilie entstamme und heute noch als Verwaltungsrat aktiv sei. Den oft gehörten Vorwurf der «Kreditklemme» konterte Sulser geschickt: «Sie haben auch unterschiedliche Kunden. Sie geben nicht jedem gleichviel Kredit…» Matchentscheidend, ob die Bank einen Kredit erteile oder nicht, sei letztlich die nachhaltige Ertragskraft eines Unternehmens. Sulser nannte eine ganze Reihe von Fragen, die jeder Garagist für sich zu beantworten habe: Was ist Ihre Strategie? Welche Dienstleistungen bieten Sie an? Wie differenzieren Sie sich von der Konkurrenz? Welche Kunden haben Sie? Die Strukturveränderung in der Branche führe zu Verunsicherung, so Sulser, umso wichtiger sei es, diese Fragen im Businessplan zu beantworten. «Wenn wir unsere Zukunftsaussichten schlechtreden, wie soll eine Bank Vertrauen in uns haben?», gab Gastgeber Christian Müller zu Bedenken und stellte eine klare Forderung. «Hören wir auf zu jammern!»
Neue Finanzierungsform Crowdlending
Figas-Geschäftsführer André Frey hatte in seinem Referat auf Finanzierungsmöglichkeiten ausserhalb der klassischen Geschäftsbanken hingewiesen. Mit Myriam Reinle und Timo Sturm machten zwei Vertreter der Crowdfunding-Plattform Lendico den Abschluss des Referatereigens. Lendico ist eine Fintechtochter der PostFinance und führt Anleger und Kreditnehmer online zusammen. CEO Myriam Reinle zeigte kurz die (einfache) Funktionsweise von lendico.ch: Der Prozess vom Online-Antrag bis zur Auszahlung dauere im Idealfall sieben Tage: «Aber spätestens nach 48 Stunden haben Sie eine Antwort, ob Lendico bei ihrem Projekt mitmacht.» Neun Mitarbeitende betreiben das Start-up innerhalb der PostFinance und helfen bei der Finanzierung von Schweizer KMU, die mindestens zwei Jahre alt sind und einen Umsatz von 100'000 Franken erwirtschaften. «Wir sind keine Bank. Wir wickeln Transaktionen ab, nehmen aber keine Kredite in unsere Bücher», ergänzte Timo Sturn, Leiter Vertrieb. Noch ist Crowdfunding beziehungsweise Crowdlending in der Schweiz ein reines Nischenprodukt. Das Gesamtvolumen liegt bei rund 380 Millionen Franken. Zum Vergleich: Das Potenzial für die Nische, in der sich Lendico bewegt, betrage etwa 15 Milliarden Franken.
Nach dieser schweren Kost, kompakt in 90 Minuten verpackt, folgte der gesellige Teil eines gelungenen Abends: Zunächst führten Mitarbeiter der Ruckstuhl Garagen die Gäste durch den modernen Betrieb in Kloten. Anschliessend liess man den Abend bei einem «Apéro riche», interessanten Gesprächen und Zeit für Networking ausklingen.
sco. Den gediegenen Rahmen des Mitgliederanlasses bildete der im Dezember fertiggestellte und im Frühjahr eingeweihte repräsentative Neubau der Ruckstuhl-Garagen, wo die neusten Modelle von Mercedes-Benz ins rechte Licht gerückt werden.
Den Auftakt machte Ronald F. Betschart. Gemeinsam mit dem Notar und früheren Banker Markus Goetschi berät der ehemalige Garagist heute Garagenbetriebe – oft in Prozessen der Nachfolgeregelung. Mehr als die Hälfte der KMU-Geschäftsführer bzw. -Inhaber entstammen der sogenannten Babyboomer-Generation und sind heute zwischen 50 und 65 Jahre alt. Entsprechend aktuell ist das Thema. Betschart zeigte die verschiedenen Nachfolgeoptionen auf: Von der familieninternen Nachfolge (FBO = Family-Buy-out), über die Übertragung an Mitarbeiter (MBO = Management-Buy-out), über den Verkauf an externe Personen (MBI = Management-Buy-in) oder einen Investor (M&A = Mergers and Acquisitions) bis hin zur Liquidation wies er auf Möglichkeiten und Fragestellungen hin sowie zeigte die Prozessschritte auf.
Emotionen nicht unterschätzen!
Bei allen (erb-)rechtlichen, betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und finanziellen Fragen darf ein ganz entscheidender Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden: Emotionen. «Oft kommt man mit dem Nachfolgeprozess nicht vom Fleck, weil Emotionen im Spiel sind», mahnte Betschart. Markus Goetschi, selber Spross einer KMU-Familie, erzählte von seinen eigenen Erfahrungen in diesem Thema, als sein todkranker Vater den Familienbetrieb an den Bruder übergab. «15 Tage vor seinem Tod waren alle Verträge unterschrieben.»
«Reden Sie nicht nur mit Ihrer Hausbank»
André Frey von der Figas Treuhand setzte sich mit dem oft gehörten Vorwurf auseinander, dass «die Banken kein Geld geben». Seine Erfahrung zeige, dass man diese Aussage so nicht stehenlassen könne: «Das Geld ist vorhanden, aber es müssen ein paar Regeln eingehalten werden, damit man auch an das Geld kommt.» Die Unternehmung muss über gute Zukunftsaussichten verfügen, ein Business- und Liquiditätsplan muss vorhanden (und realistisch) sein, Tragbarkeitskriterien müssen bekannt sein und eingehalten werden. «Und Sie müssen bei den Kreditgesprächen als Person überzeugen», stellte Frey klar. «Als Garagisten sind Sie alle Verkäufer. Das sollte Ihnen also nicht schwerfallen.» Frey forderte seine Zuhörer auf, den Fokus zu öffnen: «Reden Sie nicht nur mit Ihrer Hausbank. Es gibt auch andere Banken, Investoren oder Crowdfunding.»
«Sie geben nicht jedem Kunden gleichviel Kredit»
Patrick Sulser, Leiter Firmenkunden Zürich-City bei der Zürcher Kantonalbank, eröffnete sein Referat mit dem Hinweis, dass auch er einer Garagistenfamilie entstamme und heute noch als Verwaltungsrat aktiv sei. Den oft gehörten Vorwurf der «Kreditklemme» konterte Sulser geschickt: «Sie haben auch unterschiedliche Kunden. Sie geben nicht jedem gleichviel Kredit…» Matchentscheidend, ob die Bank einen Kredit erteile oder nicht, sei letztlich die nachhaltige Ertragskraft eines Unternehmens. Sulser nannte eine ganze Reihe von Fragen, die jeder Garagist für sich zu beantworten habe: Was ist Ihre Strategie? Welche Dienstleistungen bieten Sie an? Wie differenzieren Sie sich von der Konkurrenz? Welche Kunden haben Sie? Die Strukturveränderung in der Branche führe zu Verunsicherung, so Sulser, umso wichtiger sei es, diese Fragen im Businessplan zu beantworten. «Wenn wir unsere Zukunftsaussichten schlechtreden, wie soll eine Bank Vertrauen in uns haben?», gab Gastgeber Christian Müller zu Bedenken und stellte eine klare Forderung. «Hören wir auf zu jammern!»
Neue Finanzierungsform Crowdlending
Figas-Geschäftsführer André Frey hatte in seinem Referat auf Finanzierungsmöglichkeiten ausserhalb der klassischen Geschäftsbanken hingewiesen. Mit Myriam Reinle und Timo Sturm machten zwei Vertreter der Crowdfunding-Plattform Lendico den Abschluss des Referatereigens. Lendico ist eine Fintechtochter der PostFinance und führt Anleger und Kreditnehmer online zusammen. CEO Myriam Reinle zeigte kurz die (einfache) Funktionsweise von lendico.ch: Der Prozess vom Online-Antrag bis zur Auszahlung dauere im Idealfall sieben Tage: «Aber spätestens nach 48 Stunden haben Sie eine Antwort, ob Lendico bei ihrem Projekt mitmacht.» Neun Mitarbeitende betreiben das Start-up innerhalb der PostFinance und helfen bei der Finanzierung von Schweizer KMU, die mindestens zwei Jahre alt sind und einen Umsatz von 100'000 Franken erwirtschaften. «Wir sind keine Bank. Wir wickeln Transaktionen ab, nehmen aber keine Kredite in unsere Bücher», ergänzte Timo Sturn, Leiter Vertrieb. Noch ist Crowdfunding beziehungsweise Crowdlending in der Schweiz ein reines Nischenprodukt. Das Gesamtvolumen liegt bei rund 380 Millionen Franken. Zum Vergleich: Das Potenzial für die Nische, in der sich Lendico bewegt, betrage etwa 15 Milliarden Franken.
Nach dieser schweren Kost, kompakt in 90 Minuten verpackt, folgte der gesellige Teil eines gelungenen Abends: Zunächst führten Mitarbeiter der Ruckstuhl Garagen die Gäste durch den modernen Betrieb in Kloten. Anschliessend liess man den Abend bei einem «Apéro riche», interessanten Gesprächen und Zeit für Networking ausklingen.
«Seid zuversichtlich! Es braucht uns auch in Zukunft»
Herr Müller, das war eine geballte Ladung Information, die Ihren Mitgliedern präsentiert wurde.
Christian Müller, Präsident AGVS-Sektion Zürich: Das ist so. Das Programm war umfangreich, aber diese Themen standen alle in einem Zusammenhang. Wir wollten die Mitglieder umfassend zum Thema Finanzierung informieren.
Wieso gerade Finanzierung?
Es ist das Ziel unserer jährlich stattfindenden Mitgliederanlässe, die AGVS-Garagisten im Kanton Zürich über aktuelle Themen zu informieren und sie in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Wir entschieden uns für das Thema Finanzierung, weil wir immer wieder Klagen von Garagisten hören, gerade auch im Hinblick auf tragfähige Nachfolgeregelungen. Deshalb wollten wir das Thema möglichst vielseitig beleuchten und auch neue Möglichkeiten ausserhalb der Bankfinanzierung aufzeigen. Wir versuchen bei der Themenwahl einerseits aktuell zu sein, aber auch auf das AGVS-Jahresthema Rücksicht zu nehmen.
Sie brachten Top-Referenten in die Ruckstuhl-Garagen. Wie viel Zeit steckte in der Vorbereitung?
Gar nicht mal so viel. Die ersten Gespräche mit den Referenten führte ich zwar vor etwa einem Jahr, aber die Organisation selber war relativ einfach.
Und welche Kernbotschaft sollten die Teilnehmer von diesem Abend mit auf den Heimweg nehmen?
Der Grundgedanke ist der Optimismus. Es gibt Möglichkeiten, man kann eine Nachfolgeregelung finanzieren. Seid zuversichtlich! Die Mobilität bleibt ein Bedürfnis, es braucht uns Garagisten auch in Zukunft.
Herr Müller, das war eine geballte Ladung Information, die Ihren Mitgliedern präsentiert wurde.
Christian Müller, Präsident AGVS-Sektion Zürich: Das ist so. Das Programm war umfangreich, aber diese Themen standen alle in einem Zusammenhang. Wir wollten die Mitglieder umfassend zum Thema Finanzierung informieren.
Wieso gerade Finanzierung?
Es ist das Ziel unserer jährlich stattfindenden Mitgliederanlässe, die AGVS-Garagisten im Kanton Zürich über aktuelle Themen zu informieren und sie in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Wir entschieden uns für das Thema Finanzierung, weil wir immer wieder Klagen von Garagisten hören, gerade auch im Hinblick auf tragfähige Nachfolgeregelungen. Deshalb wollten wir das Thema möglichst vielseitig beleuchten und auch neue Möglichkeiten ausserhalb der Bankfinanzierung aufzeigen. Wir versuchen bei der Themenwahl einerseits aktuell zu sein, aber auch auf das AGVS-Jahresthema Rücksicht zu nehmen.
Sie brachten Top-Referenten in die Ruckstuhl-Garagen. Wie viel Zeit steckte in der Vorbereitung?
Gar nicht mal so viel. Die ersten Gespräche mit den Referenten führte ich zwar vor etwa einem Jahr, aber die Organisation selber war relativ einfach.
Und welche Kernbotschaft sollten die Teilnehmer von diesem Abend mit auf den Heimweg nehmen?
Der Grundgedanke ist der Optimismus. Es gibt Möglichkeiten, man kann eine Nachfolgeregelung finanzieren. Seid zuversichtlich! Die Mobilität bleibt ein Bedürfnis, es braucht uns Garagisten auch in Zukunft.