Garagenberater zu Nachfolgeregelung
«Hier geht es um das Lebenswerk»
Wie die Nachfolge gelingt, verät seit einem Vierteljahrhundert der Garagenberater Markus Ming. Foto: Istock
Markus Ming, wie viele Jahre vor dem Ausstieg sollte man Nachfolgeregelungen planen?
Markus Ming: Die klassische Nachfolgeregelung erfolgt ja altersbedingt. Es ist nie zu früh dazu, aber fünf Jahre werden Sie ab dem Grundsatzentscheid brauchen – mindestens. Ich habe Nachfolgeregelungen für Garageninhaber ausgearbeitet, die im 75. Lebensjahr waren, sowas ist eigentlich viel zu spät und führt oft zu Problemen. Ein anderer Fall, mit dem ich zu tun hatte, war diesbezüglich ideal gelagert: Der Inhaber war 55 Jahre alt, hatte bereits einen groben Fahrplan erarbeitet und dann eine externe Beratung hinzugezogen.
Brauche ich unbedingt externe Beratung?
Nach meiner Erfahrung ist es sehr sinnvoll. Zum einen gilt es etliche wirtschaftliche und rechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Vor allem aber nimmt externe Beratung eine distanzierte, emotionsfreie Aussensicht ein. Das tönt, als seien Emotionen der natürliche Feind einer guten Nachfolgeregelung. Die Emotionen sind sehr verständlich, schliesslich geht es hier oftmals um das Lebenswerk, davor habe ich den allerhöchsten Respekt. Aber es ist wirklich wichtig, diese Situationen aus Distanz mit Nüchternheit zu betrachten. Nur so kann man sich darauf konzentrieren, die optimale Lösung für den Betrieb zu finden.
Gibt es typische Situationen für Sie mit misslungenen Nachfolgeregelungen?
Häufig höre ich dann: «Ich habe es ja eigentlich gewusst, aber ….» Werden Nachfolgeregelungen aus den vermeintlichen Sachzwängen oder Emotionen heraus getroffen, sind sie selten optimal, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Oft ist es dann an sich zu spät und wird noch aufwendiger. Findet man eine optimale Lösung, treten Probleme erst gar nicht ein. Natürlich braucht es immer erst schmerzhafte Prozesse, fast immer werden Erwartungen enttäuscht. Aber das ist weniger schmerzhaft als eine Lösung, die es den Befindlichkeiten aller Beteiligten recht zu machen versucht und sich dann später als ungeeignet entpuppt.
Sie sprechen da von der typischen Familiennachfolge. Sind Unternehmensverkäufe einfacher?
Geht es um nachfolgende Generationen, sind sofort mehrere Parteien involviert. Das macht naturgemäss alles noch schwieriger. Ich hatte jüngst einen Fall von Geschwistern, die ein Herz und eine Seele waren, aber bei denen gleich mehrere Parteien der nächsten Generation involviert sind. Das ergibt völlig neue Problemstellungen; etwa, ob und wie man Parteien auszahlen kann. Bei einer externen Lösung wie dem Verkauf an eine grosse Unternehmensgruppe ist das einfacher und auch der Zeithorizont anders: Auch hier soll man früh planen, aber ich kann keinen Käufer suchen, der die Firma erst in vier Jahren übernimmt.
Gibt es häufig übersehene Aspekte, die gerne vergessen gehen?Häufig wird unterschätzt, wie stark sich das Unternehmen durch die Nachfolgeregelung verändern kann. Ein Management-Buyout eines Familienbetriebs zum Beispiel führt oft zu völlig neuen Interessen und Zielen und einer ganz anderen Unternehmenskultur. Deshalb ist für mich besonders wichtig, immer erst den Betrieb zu verstehen: Genau wie jede Bilanz ist jede Nachfolgeregelung immer ein Produkt der beteiligten Menschen.
Markus Ming (52) von der Ming Consulting GmbH in Buochs NW ist Fachmann Finanz- und Rechnungswesen mit eidg. Fachausweis, Controller sowie Revisor und seit 26 Jahren Berater im Autogewerbe für Firmen vom Kleinbetrieb bis zum Konzern. «Ich habe meine Passion zum Beruf gemacht: Zahlen und Autos», sagt Ming, der das ganze Spektrum betriebswirtschaftlicher Beratung abdeckt.
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