87. Generalversammlung der ESA
ESA vermeldet Umsatzrekord
ESA-CEO Giorgio Feitknecht hatte das Vergnügen, das Rekordergebnis präsentieren zu dürfen: Mit 356,5 Millionen Franken lag der Umsatz im Geschäftsjahr 2017 um 4,4 Prozent höher als im Vorjahr. Das Jahresergebnis (vor Abschreibungen) von 7,468 Millionen ist das Ergebnis verschiedener Faktoren. Zum einen ist die ESA längst nicht mehr nur für Reifen eine Referenzgrösse im Schweizer Autogewerbe, sondern hat sich bestens als Vollanbieterin etabliert; das zeigt sich auch daran, dass die ESA über alle Sortimente und Dienstleistungen sowie über alle Vertriebskanäle hinweg gewachsen ist. Zum sehr guten Ergebnis beigetragen hat auch eine strikte Kostendisziplin sowie Restrukturierungen in den Bereichen Einkauf, Marketing und Vertrieb. Das alles führte zu einem der besten Ergebnisse in der Geschichte der ESA. Dadurch konnte laut Feitknecht die gesunde Substanz des ESA auf einem schon sehr hohen Niveau weiter ausgebaut werden. Das hervorragende Ergebnis erlaubt der ESA, das Genossenschaftskapital zu 2,5 Prozent zu verzinsen.
Garagino als Alternative zu «Schnäppchenjäger-Plattformen»
Deutliche Worte fand Giorgio Feitknecht, als er auf das Thema «Garagino» zu sprechen kam: Die von der ESA entwickelte Plattform sei eigens für Garagisten entwickelt worden, erlaube inzwischen auch die Vereinbarung von Service und Reparaturen und sei die «einzige, sinnvolle und erst noch kostenlose Alternative zu den verschiedenen Online-Plattformen, die sich primär an Schnäppchenjäger wenden, die Garagisten gegeneinander ausspielen und die Margen weiter nach unten drücken.»
An der diesjährigen Generalversammlung neu in den ESA-Vorstand gewählt wurden Christian Ackermann, Gaël Lanthemann, Toni Mancino, Hans-Peter Schneider und Marco Weber. Gleichzeitig wurde Markus Hutter einstimmig und per Akklamation für vier weitere Jahre als Präsident gewählt.
Enge Verbundenheit zwischen ESA und AGVS
Die Verbundenheit zwischen ESA und dem Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) kam in der Grussbotschaft von AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli zum Ausdruck, der anerkennend zum einen zum wiederholt sehr guten Ergebnis gratulierte und gleichzeitig zum Ausdruck brachte, dass die Aus- und Weiterbildung das Rückgrat der gesamten Branche sei. Er rief die anwesenden Garagisten auf, bei der Nachwuchsförderung aktiv mitzumachen, um ihren Beitrag dazu zu leisten, mit sehr gut ausgebildetem Personal die Zukunft des Autogewerbes zu sichern.
SCO. Herr Feitknecht, wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2017? Was war besonders erfreulich? Wo wurden Sie negativ überrascht?
Giorgio Feitknecht: Ich bin mit dem Geschäftsjahr 2017 sehr zufrieden. Besonders erfreulich war sicher die Tatsache, dass wir das positive Ergebnis einerseits mit einer sehr guten Entwicklung in allen Geschäftsfeldern und andererseits dank einem wirkungsvollen Kostenmanagement auf allen Stufen erreicht haben. Unsere Marktanteile konnten in den wichtigen Sortimenten ausgebaut werden und unsere Position als «Vollanbieter» wurde gefestigt. Die grösste Negativüberraschung war der unerwartete und starke Kälte- und der Wintereinbruch in der zweiten Aprilhälfte, der das Sommergeschäft stark gebremst hat.
Das Reifengeschäft ist für die ESA traditionell sehr wichtig. Wie sehr kam Ihnen der schneereiche Winter entgegen?
Winterreifen garantieren eine erhöhte Sicherheit, sobald die Temperaturen unter 7 bis 8 Grad fallen. Deswegen sollte jeder Automobilist in der Schweiz, unabhängig vom Schnee, im Herbst, sobald die Temperaturen sinken, in seiner kompetenten Garage Winterreifen montieren lassen. Es gibt, leider, noch eine Vielzahl von Automobilisten, die Winterreifen nur mit Schnee assoziieren, und deshalb solche auch erst bei Schneeniederschlägen beschaffen. Insofern ist ein schneereicher Winter für die Branche positiv. Wir müssen uns aber alle einsetzen und die Konsumenten immer wieder informieren und sensibilisieren, dass nicht der Schnee, sondern die tiefen Temperaturen entscheidend sind.
Welche Erwartungen haben Sie für das laufende Geschäftsjahr?
Für das laufende Jahr 2018 stimmen uns die positive Umsatzentwicklung in den ersten vier Monaten, die guten Kontakte und Gespräche mit unseren Kunden sowie die am diesjährigen Auto-Salon in Genf getätigten Abschlüsse zuversichtlich.
Die Währungssituation hat sich mit der Abwertung des Schweizer Frankens in den letzten zwölf Monaten nach und nach stabilisiert. Welchen Einfluss hat dies auf das Geschäft der ESA?
Der Einfluss der Währung auf ein stark im Import aktives Grosshandelsunternehmen wie die ESA ist natürlich gross. Starke Kursveränderungen – ob sinkend oder steigend – stellen uns immer vor besondere Herausforderungen. Bei einer Aufwertung des Frankens erwarten die Kunden sofortige Preissenkungen - bei einer Abwertung sind Preiserhöhungen nur nach und nach umsetzbar. Die ESA hat in den letzten «bewegten Jahren» die Kundenerwartungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten weitgehend erfüllt. Wir sind aber dankbar, wenn sich die Währungssituation nun stabilisiert.
Die ESA bezeichnet sich selbst in ihrem letzten «ESA Live» als Innovationsführerin. Auf welche Innovation sind Sie im letzten Geschäftsjahr besonders stolz?
Die ESA hat im letzten Jahr einige Innovationen und Erneuerungen vorgenommen. Eine sehr wichtige, auf die wir besonders stolz sind, ist die erfolgreiche Markteinführung des neuen Garagenkonzepts «Checkbox». Der Erfolg, den wir im ersten Jahr verzeichnen konnten, zeigt klar auf, dass der eigenständige, originelle und schöne Auftritt sowie die damit verbundenen Leistungen einem klaren Bedürfnis entsprechen, was uns sehr gefreut und motiviert hat. Weiter konnte auf der eigenen Online-Plattform der Schweizer Garagisten – garagino.ch – der ganze Dienstleistungsbereich erfolgreich ausgebaut werden. So können die Konsumenten neu neben Reifen und Reifenzusatzleistungen, Felgen und Zubehör nun auch Wartungsarbeiten, saisonale Dienstleistungen und Termine bequem online kaufen, konfigurieren und buchen. So entwickelt sich garagino.ch Schritt für Schritt zum umfassenden Onlineangebot des Garagisten, ohne dass dieser Unsummen für eine eigene digitale Präsenz investieren muss.
Welches sind die grössten Herausforderungen, die in den nächsten Jahren auf die ESA zukommen?
Unser Auftrag als Genossenschaft der schweizerischen Automobilbranche ist es, mit unseren Produkten und Dienstleistungen die Leistungsfähigkeit unserer Mitinhaber zu fördern. Das bedeutet, dass wir in erster Priorität auf die Weiterentwicklung im angestammten Geschäft setzen und einen wesentlichen Teil unserer Ressourcen auch da investieren. Wir müssen parallel dazu aber auch zukünftige, neue Bedürfnisse der Garagisten rechtzeitig wahrnehmen und erkennen, um die richtigen «Lösungen» anzubieten. In unserer Branche spricht man viel von Elektromobilität, Digitalisierung der Arbeits- und Vertriebsprozesse, autonomem Fahren, neuen Mobilitätsformen, neuen Aufgaben oder etwa politischen Einflussfaktoren – nur: Was wie, wann, in welchem Ausmass und mit welchen Konsequenzen eintreten wird, das weiss noch niemand so genau. Wir sind aber auf viele mögliche Szenarien vorbereitet und setzen uns mit den zukünftigen Anforderungen schon heute intensiv auseinander.
Vor einem Jahr hatten Sie als neuer CEO erstmals Rechenschaft abgelegt, gleichzeitig hatte Markus Hutter erstmals als Verwaltungsratspräsident durch die GV geführt. Wie hat sich diese neue Zusammenarbeit entwickelt und eingespielt?
Ich bin Markus Hutter und dem ganzen Verwaltungsrat für das gewährte Vertrauen, die wichtige Unterstützung und ihr grosses Engagement zugunsten der ESA sehr dankbar. Die Zusammenarbeit hat sich meines Erachtens sehr gut eingespielt und ich freue mich, diese weiterhin erfolgreich, konstruktiv und offen weiterzuführen.
Den Unterhaltungspart bestreitet dieses Mal die A-cappella-Band «Bliss». Wem würden Sie gerne etwas singen respektive die Meinung geigen?
Ich kann weder singen noch geigen, also lasse ich es am besten sein, denn es würde ja sowieso niemand zuhören. Nein, im Ernst: Jemandem die Meinung zu geigen, ist nicht unsere Art – wenn wir in einem Themenfeld Handlungsbedarf sehen, so setzen wir lieber auf konstruktive Dialoge.
Und zum Schluss die obligate Salon-Frage: Ab 2020 wird es – gegen Ihren Widerstand – nur noch eine Kurzmesse in Halle 7 geben. Sie hatten im März angekündigt, alle Handlungsoptionen zu evaluieren und zu gegebener Zeit zu kommunizieren. Gibt es schon etwas zu sagen? Wir haben mit der Beurteilung der Handlungsoptionen für 2020 und den Folgenjahren noch nicht begonnen, da das Konzept der Kurzmesse in der Halle 7 durch die Salonorganisation (GIMS) noch nicht erstellt und kommuniziert wurde. Sobald dies vorliegt, werden wir uns mit dem Thema auseinandersetzen.
sco. Matthias Krummen, die ESA erwartet an ihrer Generalversammlung am 16. Mai in Interlaken wieder rund 1000 Mitinhaber, Kunden und Gäste. Ist die Organisation dieses Anlasses noch immer eine Herausforderung oder mittlerweile reine Routine?
Matthias Krummen, Leiter Management Services & Kommunikation: Sie ist beides, vor allem aber ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Zusammen mit dem Auto-Salon ist die jährliche Generalversammlung für die ESA der wichtigste Event im Jahr. Der statutarische Teil der GV ist ein formeller Akt, die Genossenschafter bestimmen über die Gewinnverteilung, sie genehmigen die Verzinsung des Genossenschaftskapitals und wählen die ESA-Behörden. Glücklicherweise darf ich auf ein bewährtes Organisationsteam innerhalb der ESA zählen und auch der Kursaal in Interlaken kennt mittlerweile unsere Bedürfnisse.
Gibt es Berechnungen, wie viele Manntage die ESA zur Vorbereitung dieses Events einsetzt?
Nein, das ist kaum zu quantifizieren. Tatsache ist, dass sich das Organisationsteam neben dem Tagesgeschäft für die GV engagiert, aber wir haben nie nachgezählt, wer wie viele Stunden aufwendet. Am Anlass selber sind wir mit rund 50 Mitarbeitenden vor Ort. Die GV ist eine sehr gute Gelegenheit, Kunden zu treffen, Kontakte zu pflegen und mit unseren Mitinhabern einen schönen Abend zu erleben.
Wie lange beträgt die Vorlaufzeit für diesen Event?
Die operative Planung beginnt rund ein Jahr vor der GV: Zuallererst gilt es, das Datum festzulegen. Hier muss man vor allem andere Branchenanlässe und die Feiertage im Auge behalten. Dann geht es darum, geeignete Locations zu suchen und zu prüfen. Im Sommer und Herbst folgen das Gestalten der Einladung, die Traktandenliste, das Erstellen von Unterlagen, das ganze Anmeldeprozedere.
Interlaken scheint als Austragungsort gesetzt. Was spricht für den Kursaal?
Der Ort Interlaken eignet sich sehr gut und die Infrastruktur im Kursaal ist für unsere Belange ideal: Wir benötigen Räumlichkeiten für einen Begrüssungskaffee für rund 700 Leute, es braucht einen Saal für die eigentliche GV, für den anschliessenden Apéro sowie das Diner für 1000 Gäste am Abend. Das sind also drei verschiedene Räumlichkeiten, die unseren Ansprüchen genügen müssen. Nicht zuletzt spricht die geografische Lage für Interlaken: Von der Romandie/Region Bern, der Zentralschweiz und auch aus dem Raum Zürich/Ostschweiz ist Interlaken gut erreichbar.
Gibt es Stolperfallen?
Natürlich gibt es die: Da ist einerseits die Technik, die ganz einfach funktionieren muss. Eine Herausforderung ist beispielsweise die Sprache, da wir Simultanübersetzungen auf Deutsch und Französisch anbieten. Kulinarisch muss die Qualität top sein. Zudem ist der Zeitfaktor bei so vielen Gästen nicht zu unterschätzen. Wir servieren in sehr kurzer Zeit ein Drei-Gänge-Menu für 1000 Gäste, bereits gegen 21.00 Uhr haben alle das traditionelle Vacherin-Glacé und einen Kaffee vor sich. Der Zeitplan ist praktisch auf die Minute durchgetaktet. Es ist ein Unterschied, ob Sie 1000 Leute an gedeckten Tischen mit einem gepflegten Service verpflegen oder ein «Flying Dinner» anbieten, wo sich jeder selber bedient. Wir wollen unsere Mitglieder an der Generalversammlung verwöhnen.
Ein Wort zum Unterhaltungsteil: Vor einem Jahr engagierten sie den Extrembergsteiger Daniel Arnold, der einen atemberaubenden Vortrag hielt. Dieses Jahr kommt die A-cappella-Band Bliss. Nach welchen Kriterien wählen Sie das Unterhaltungsprogramm?
Wir wollen unseren Gästen Abwechslung bieten. Und wir stellen uns die Frage: Was bewegt die Branche? Was könnte sie inspirieren? Wir hatten schon Referate von Hublot-Chef Jean-Claude Biver oder von ETH-Professor Lino Guzzella. Aber wir wollen auch Unterhaltung bieten, damit sich die Leute entspannen können. Ein guter Mix und Abwechslung von Jahr zu Jahr ist wichtig. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wählen im gemeinsamen Dialog den Unterhaltungsteil aus.
Wie stark hängt die Anzahl der Teilnehmer vom Programm ab?
Ebenso wichtig wie das Unterhaltungsprogramm ist das Wetter. Und manchmal hat man einfach Glück – wie damals, als wir «Oesch’s die Dritten» engagiert hatten und diese nach der Buchung, aber vor der GV, einen wichtigen Volksmusik-Award gewannen.
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