WorldSkills 2024
Der Weg zu Gold und Silber
16. September 2024 agvs-upsa.ch – Sensationell! An den WorldSkills 2024 in Lyon (F) holt die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Sophie Schumacher aus Hagneck BE Gold und der Automobil-Mechatroniker Nevio Bernet aus Ufhusen LU Silber. Erfahren Sie hier, welche Herausforderungen die beiden auf dem Weg zu Gold und Silber meisterten. Olivier Maeder und Ilir Pinto
Der AGVS gratuliert den beiden Medaillengewinnern zur super Leistung! Foto: SwissSkills
«Ich habe es noch nicht so wirklich realisiert. Ich freue mich sehr über diesen grossen Erfolg», sagt Nevio Bernet. Mit Recht: Er holte Silber im Wettkampf gegen 34 internationale Teilnehmer bei den WorldSkills 2024 in Lyon (F). Sein Mentor Michel Tinguely, der ihn auf seinem Weg begleitet hat, sagt: «Ich habe nie daran gezweifelt, dass Nevio aufs Podium kommt. Nevio hat konstant gut gearbeitet über diese vier Tage. Es war ein harter Wettkampf, die Konkurrenz war gross. Er hat es absolut verdient.»
Sophie holt bei den WorldSkills 2024 im Skill Heavy Truck Maintenance (Automobil-Mechatronik, Fachrichtung Nutzfahrzeuge) Gold – vor Deutschland und Frankreich! Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Am Ende des letzten Wettkampftages am Samstag wurde die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Sophie Schumacher (22) aus Hagneck BE in der Kategorie Exhibition Skill Heavy Truck Maintenance zur Siegerin gekürt – und von ihren Fans gefeiert.
Sophie Schumacher hatte beim Posten «Motormanagement» an ihrem letzten Wettkampftag sehr anspruchsvolle Aufgaben zu lösen. Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin konnte verschiedene Fehler diagnostizieren und Störungen beheben. Doch diesmal gelang es ihr bis zum Schluss nicht, den Motor zum Laufen zu bringen. Nach dem Wettkampf meinte sie zu den Medien, sie sei sehr stolz darauf, dass sie es geschafft habe, hier teilzunehmen. Und mit ihrem Experten Jean Trotti habe sie eine Top-Vorbereitung gehabt und das Maximum herausgeholt. Zudem seien die Erfahrungen mit dem SwissSkills-National-Team toll gewesen und in den letzten neun Monaten seien Freundschaften entstanden.
Jean Trotti war im Jahr 2015 selbst als Kandidat bei den WorldSkills in São Paulo (Brasilien) dabei. Als Experte ist er ein Medaillengarant: So gewann sein Kandidat Damian Schmid bei den EuroSkills 2021 in Graz (A) Gold, Fabio Bossart letztes Jahr bei den EuroSkills in Danzig (Polen) Silber und Sophie Schumacher Gold. Er arbeitet als Automobil-Diagnostiker bei der Kolly SA in Aigle und ist dort für die Ausbildung zuständig.
«Sophie beim Wettkampf zuzuschauen, war beeindruckend. Wir durften sie auf nationaler Ebene über zwei Jahre begleiten», erklärte Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung. «Die Entwicklung, welche sie in dieser Zeit gemacht hat, ist enorm. Im Januar 2023 hatte sie die Qualifikation für die EuroSkills verpasst. Zum Glück liess sie sich nach einiger Bedenkzeit nochmals motivieren, an den SwissSkills Championships 2023 teilzunehmen, wo sie sich am Ende für die WorldSkills in Lyon qualifizierte. Ich habe noch nie eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer zu den WorldSkills begleitet, die oder der über alle Tage die Aufgaben so fokussiert angegangen ist und durchgängig solche Top-Leistungen zeigen konnte. Herzliche Gratulation, Sophie! Es war eine Freude, dabei zu sein und dir zuzuschauen.»
Sophie am vierten Wettkampftag der WorldSkills 2024 in Lyon (F). Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin holt Gold
Und diese Fokussierung zahlte sich aus, um 16.30 Uhr fand die Siegerehrung statt mit hohen WorldSkills-Funktionären und französischen Vertretern von Renault Trucks. Nach den Reden stieg die Anspannung fast ins Unermessliche, als es um die Verkündung der drei Erstplatzierten ging. Zuerst wurde als Dritter der französische Kandidat Romain Le Roux und im Anschluss als Zweiter der deutsche Kandidat Andreas Schuck aufgerufen. Die Spannung stieg, bis Sophie Schumacher als Siegerin ausgerufen wurde. Dann waren die Schweizer Fans nicht mehr zu halten und «Sophie, Sophie, Sophie»-Gesänge liessen die Halle fast erzittern.
Sophie Schumacher geht bei den diesjährigen WorldSkills im Skill Heavy Truck Maintenance als Siegerin hervor. Foto: SwissSkills
«Ich bin sehr, sehr glücklich. All der Stress und die Tränen sind vergessen, und die ganze Mühe hat sich ausgezahlt», erklärte Sophie Schumacher. «Ich wusste, dass es gut lief, doch ich konnte zu wenig einschätzen, was die anderen geleistet haben. Gegen Ende habe ich aber schon mit einer Medaille gerechnet. Nun wird mit der Familie, Freunden und dem SwissSkills-National-Team am Schweizerabend in Lyon gefeiert!»
Sophie Schumacher ist die erste Frau, die bei den WorldSkills im Bereich Automobil-Mechatronik für die Schweiz antritt. Die Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Skill Heavy Truck Maintenance) feierte ebenfalls Premiere an den Berufsweltmeisterschaften.
Freunde und Familie feierten auch Nevio Bernet
Am Samstagmorgen startete auch der Automobil-Mechatroniker Nevio Bernet mit dem Posten «Motormanagement» in seinen letzten Wettkampftag. Er muss sich jedoch noch bis zur Schlussfeier am Sonntagnachmittag gedulden, bis er erfährt, ob er sich genau wie seine Kollegin Sophie Schumacher über eine Medaille freuen kann. Nach zwei Stunden «Motormanagement» konnte der 21-Jährige aus Ufhusen LU zahlreiche Störungen beheben können und der Motor lief – ein gutes Zeichen. Gegen Mittag nahm Nevio – er misst sich im Skill Automobile Technology (Automobil-Mechatronik, Fachrichtung Personenwagen) – seine letzte Aufgabe an den diesjährigen WorldSkills in Angriff: «Motormechanik» war ein Posten, bei dem vor allem der Faktor Zeit eine Herausforderung darstellte.
Unmittelbar nach Abschluss des Wettbewerbs verriet Nevio den Medienvertretern: «Am Morgen war wieder etwas mehr Nervosität da, weil ich mir bewusst war, dass dies der letzte Tag ist. Aber ich habe gemacht, was ich kann, und bin zufrieden, weil ich meine Leistung abrufen konnte.» Die Emotionen bei seiner Familie und seinen Kolleginnen und Kollegen waren gross. Sein Vater Alois Bernet, der während der vier Tage deutlich nervöser war als Nevio, konnte die letzte halbe Stunde vor lauter Anspannung gar nur noch aus der Ferne verfolgen. Nevios Schwester Lara Bernet beschrieb die Gefühlslage beim Wettkampfende: «Unbeschreiblich! Es ist sehr emotional. Ich bin extrem stolz auf ihr – egal, welches Resultat jetzt herauskommt.» Seine Freunde liessen es sich nicht entgehen, Nevio schon einmal zu feiern.
Nevio Bernet wird am Ende des letzten Wettkampftages der WorldSkills 2024 in der Eurexpo in Lyon (F) von Freunden gefeiert. Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Auch Nevios Arbeitgeber, Urs Wagner von der Dorfgarage Wagner in Zell LU, war begeistert: «Sensationell! Nevio hat wiederum seine Coolness bewiesen, und ich bin sehr stolz auf ihn.» Olivier Maeder von der AGVS-Geschäftsleitung bedankte sich herzlich bei Urs Wagner im Namen des Verbands für die Zeit, die Nevio in die Vorbereitungen investieren konnte. Auch dies trug dazu bei, dass Nevio in dem mit 35 Wettkämpfenden extrem starken Teilnehmerfeld des Skills Automobile Technology eine sehr gute Leistung zeigen konnte.
Nevio Bernet wurde bei den Vorbereitungen zu und während den WorldSkills vom Experten Michel Tinguely (rechts) unterstützt. Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Sophie Schumacher am dritten Wettkampftag der WorldSkills 2024. Foto: SwissSkills/Stefan Wermuth
Am Freitagvormittag war Sophie Schumacher, die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, mit dem Posten «Motormanagement» beschäftigt. Sie diagnostizierte und behob Fehler um Fehler, unter anderem an einem CAN-Bus-System. Die Erleichterung war ihr anzusehen, als der Motor ansprang und brummte. Sophie meinte danach: «Ich habe einige Fehler gefunden und beheben können, aus meiner Sicht lief es gut. Doch ich weiss nicht, wie viele Pannen wirklich eingebaut waren.»
Am Nachmittag startete ein weiterer Posten zum Thema Motormechanik, bei dem es an einem ausgebauten Motor verschiedene Kontroll-, Einstell- und Reparaturarbeiten zu erledigen gab. Auch hier lief es gut: Sophie ist immer noch sehr konzentriert und in einem «Flow», in dem ihr fast alles gelingt.
Tatkräftige Unterstützung
Sophies Fanclub wurde gestern durch das Korbball NL A Team aus Täuffelen, in dem Sophie spielt, erweitert. Das Team zeigte sich mit einer sehr sympathischen Geste auf Wettkampfgelände: Sie brachten goldene Luftballons mit den Buchstaben «SOPHIE».
Sophie Schumachers Fanclub in der Eurexpo in Lyon (F). Foto: AGVS- Medien
Auch Nevio Bernet, der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, zeigt bei den WorldSkills eine beeindruckende Leistung und echte Leidenschaft für sein Handwerk. Am Freitagvormittag widmete er sich am Posten «Fahrwerk und Lenkgeometrie» auch der Kalibrierung einer Frontscheibenkamera. Am Ende konnte er zufrieden auf seine Leistung zurückblicken.
Knifflige Aufgaben
Über den Mittag musste er den anspruchsvollen Getriebeposten meistern: Ein Schaltgetriebe musste zerlegt, defekte Teile ersetzt und das Getriebe wieder zusammengebaut werden. Insbesondere der Zusammenbau war knifflig. Nevio meinte danach leicht verärgert: «Ich habe mehrere Versuche gebraucht, um die Synchronisierung wieder zusammenzubauen, und dadurch Zeit verloren.» Das Getriebe hatte er am Schluss zwar zusammengebaut, konnte jedoch aus zeitlichen Gründen keine weiteren Einstellarbeiten durchführen.
Nevio Bernet stellte sich am dritten Wettkampftag der WorldSkills 2024 kniffligen Aufgaben. Foto: AGVS-Medien
Immerhin konnte Nevio nach einem gemeinsamen Essen mit seinem Coach Michel Tinguely den freien Nachmittag mit seiner Familie verbringen und sich entspannen. Dieser Moment der Erholung gab ihm neue Energie, um sich am Samstag neuen Herausforderungen zu stellen.
Am zweiten Wettkampftag der WorldSkills 2024 musste Sophie Schumacher einen ausgebauten Motor zerlegen, die Kolben und Laufbuchsen ausmessen und alles wieder einzubauen. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
Nevio Bernet, der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, war am Donnerstagvormittag beim Posten «Bremsen» mit Arbeiten an einem Modell der Firma ConsulLab beschäftigt. Er musste so gut wie sämtliche möglichen Prüf- und Reparaturarbeiten an dieser Bremsanlage, welche vorne eine Scheiben- und hinten eine Trommelbremse hatte, durchführen. Zum Schluss wurde auch neue Bremsflüssigkeit eingefüllt und die Bremsanlage mit Hilfe des Experten entlüftet.
Die Arbeiten führte Nevio souverän und in seiner gewohnten ruhigen Arbeitsweise durch. Nach getaner Arbeit sagte er: «Es lief ganz gut, die Zeit war die grösste Herausforderung, ich konnte nicht alle Arbeiten erledigen.» Die meisten Posten sind jedoch so konzipiert, dass die Zeit nicht ausreicht, um alle Arbeiten durchzuführen.
Nevio Bernet arbeitete beim Posten «Bremsen» an einem Modell der Firma ConsulLab. Foto: AGVS-Medien
Motordiagnose, E-Lastgagen und Virtual Reality
Am Donnerstagnachmittag stand der Posten «Motordiagnose» mit mechanischen Pannen auf dem Programm. Es mussten unter anderem Arbeiten wie das Messen der Motorkompression durchgeführt werden. Diesmal konnte Nevio alle Prüfarbeiten im vorgesehenen Zeitrahmen durchführen. Entsprechend entspannt und zufrieden wirkte er am Abend nach getaner Arbeit; vergessen war die leichte Unzufriedenheit vom Vormittag. Damit sind die Voraussetzungen gut, um am nächsten Tag wieder Spitzenleistungen erbringen zu können.
Nevio Bernet tritt in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) an. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
Sophie Schumacher, die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, war am Donnerstagmorgen mit Arbeiten an einem Elektrolastwagen beschäftigt sowie mit einem Virtual-Reality-System, mit welchem sich Diagnosen und Reparaturen simulieren lassen. Diese Posten zählen nicht zur Gesamtbewertung, und Sophie war deutlich vor Ablauf des Zeitbudgets fertig.
Motormechanik am Sechszylinder-Reihenmotor
Um 13.30 Uhr galt es für Sophie ernst; während drei Stunden stand die Motormechanik im Zentrum. Sie wurde bereits beim Betreten des Geländes von einer TV-Equipe von RTS gefilmt, welche sie für eine 50-minütige Sendung, «Mission Apprentis WorldSkills 2024», auf Schritt und Tritt verfolgt. Auch ihre Eltern werden immer wieder gefilmt, sodass Sophie ihnen folgenden Rat gab: «Wenn die euch stören, jagt sie einfach weg. Ich musste dies im SwissSkills-Camp in Tenero auch tun, als sie mich nervten.»
Das Team ist jedoch sehr sympathisch, und Sophies Vater, André Schumacher, und Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, konnten nach dem Posten die Bauteile des Motors alle wieder auf Französisch nennen, weil der Produzent immer wieder nachgefragt hatte, wie die Bauteile heissen.
André und Myriam Schumacher, die Eltern von Sophie Schumacher (Mitte), sind angereist, um ihre Tochter zu unterstützen. Foto: SwissSkillsTatjana Schnalzger
«Sophie bei der Arbeit zuzuschauen, war ein Genuss. Die Professionalität und Effizienz, wie sie die Prüf-, Mess-, Aus- und Einbauarbeiten durchführte, waren beeindruckend. Ob ihre Messresultate korrekt waren, kann ich nicht beurteilen, doch alles andere war Spitzenklasse», so Olivier Maeder.
Halbzeit bei den WorldSkills
Es ging unter anderem darum, einen ausgebauten Motor zu zerlegen, Kolben und Laufbuchsen auszumessen und alles wieder einzubauen. Dies schaffte Sophie in etwa 2,5 Stunden. Danach hatte sie noch knapp 30 Minuten Zeit, um abgebrochene Bolzen am Zylinderkopf auszubohren und durch neue zu ersetzen. Sie gab bis am Schluss Vollgas und nutzte auch noch die letzten Sekunden, um Punkte zu ergattern.
Nach Halbzeit zeigt sich das SwissSkills National Team noch immer fokussiert. Die Berufsnationalmannschaft, zu der auch Nevio und Sophie gehören, darf auf grosse Unterstützung zählen: Rund 2000 angereiste Schweizer Fans feuern sie an. Alle fiebern sie gespannt dem grossen Finale der WorldSkills entgegen, die am Sonntag mit der Siegerehrung und der Vergabe der begehrten Medaillen ihren Höhepunkt finden.
Konzentration pur: Nevio Bernet (21) beweist an den WorldSkills 2024 in Lyon (F) sein Können. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Am Mittwoch spielte sich der erste Wettkampftag der WorldSkills 2024 in der Eurexpo in Lyon (F) ab. Für Sophie Schumacher (22), die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, begann er bereits um 9 Uhr, als noch keine Zuschauerinnen und Zuschauer da waren, mit dem Posten «Lenkgeometrie». Sie meinte zu Beginn, dass sie nervös sei, was man ihr später aber überhaupt nicht anmerkte.
Schliesslich kam das erste Publikum, darunter auch Prominenz: Der WorldSkills-Rundgang von Bundesrat Guy Parmelin und weiteren Behördenvertretern begann auf dem Nutzfahrzeugstand. Der Bundesrat sprach mit Sophies Eltern André und Myriam Schumacher. Die Szene wurde von einer TV-Equipe von RTS festgehalten, und Teile davon werden am Donnerstagabend im Téléjournal ausgestrahlt.
Bundesrat Guy Parmelin im Gespräch mit den Eltern von Sophie Schumacher, André und Myriam Schumacher. Foto: SwissSkills/Manu Friederich
Zu einem späteren Zeitpunkt kam noch eine TV-Equipe von RTS, die Sophie bereits in ihren Vorbereitungen für eine Sendung gefilmt hatte. Sophies Vater André Schumacher wurde gebeten, vor laufender Kamera zu erklären, worauf es bei der Messung der Lenkgeometrie eines Nutzfahrzeugs ankommt.
Sophie arbeitete während den drei Stunden hochkonzentriert und verlautbarte nach dem ersten Posten am Mittag im Gespräch mit ihren Eltern ein gutes Gefühl und zeigte sich zufrieden mit ihrer Leistung.
Ebenfalls hochkonzentriert: Sophie Schumacher (22) absolviert einen Posten. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Am Nachmittag ging es für die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin mit dem Posten «Pneumatiksysteme» weiter. Zu Beginn hatte sie die eine oder andere Herausforderung zu meistern, da die für die Arbeiten notwendige Infrastruktur nicht funktionierte. Nachdem dies behoben war, lief bei ihr auch dieser Posten gut – auch wenn es für Sophie nicht immer einfach war, die Aussagen des schwedischen Experten zu interpretieren.
Und wie lief es für Nevio Bernet?
Für Nevio Bernet (21), der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, begann der Wettkampf nicht wie geplant um 13 Uhr, sondern wegen eines technischen Problems mit dem Bewertungssystem CIS eine halbe Stunde später. Der erste Posten dauerte zwei Stunden und war in zwei Teile, «Body Electrical» und «E-Mobility», aufgeteilt. Zumindest mit dem ersten Teil war Nevio zufrieden.
Nevio wird von Experten beurteilt. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini.
Um 16 Uhr startete der Automobil-Mechatroniker mit den Arbeiten «Electrical Creation» auf einem Modell der kanadischen Firma ConsuLab. Hier ging es vor allem um elektrische Schaltungen und Messungen, die er sehr gut meisterte. Nevio arbeitete wie gewohnt äusserst ruhig und überlegt; es schien, als könne er die Geräuschkulisse und die vielen Zuschauer ohne Weiteres ausblenden.
Nach Beendigung ihrer Posten am Nachmittag durften sich Nevio und Sophie für einige Minuten mit ihren Coaches Michel Tinguely und Jean Trotti über den ersten Wettbewerbstag austauschen, bevor es durch das Verkehrschaos in Lyon zurück ins Hotel der Schweizer Berufsnationalmannschaft ging.
Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Sophie Schumacher (links) durfte das SwissSkills National Team anlässlich der Opening Ceremony am Dienstagabend anführen. Foto: SwissSkills/Stefan Wermuth
Als der Startschuss fiel
Am Dienstagabend wurden die WorldSkills 2024 in Lyon (F) feierlich eröffnet. 45 junge Schweizerinnen und Schweizer treten an den diesjährigen Berufsweltmeisterschaften an. Mit 42 Expertinnen und Experten bildet das SwissSkills National Team die bisher grösste Schweizer Delegation. Mit dabei sind Nevio Bernet (21) und Sophie Schumacher (22). Zum ersten Mal in der Geschichte der WorldSkills tritt eine Frau für die Schweiz im Bereich Automobil-Mechatronik an.
Die beiden Champions vertreten den Skill Automobil-Mechatronik in den beiden Fachrichtungen Personenwagen (Automobile Technology) und Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance), wobei Letztere zum ersten Mal an den WorldSkills dabei ist. Ebenfalls zum Team zählen ihre jeweiligen Experten Michel Tinguely und Jean Trotti, mit denen die Schweizer Champions in den letzten Monaten intensiv trainiert haben.
Nevio Bernet (Dritter von links) startet hochmotiviert in die WorldSkills. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Eine selbstbewusste Fahnenträgerin
Beim ersten grossen Auftritt des SwissSkills National Teams anlässlich der Opening Ceremony hatte Sophie Schumacher die Ehre, die Fahne zu schwingen. Das SwissSkills National Team besteht aus den aktuell besten jungen Fachkräften der Schweiz und wurde bei der Eröffnungszeremonie von Zuschauerinnen und Zuschauern, darunter Familienmitglieder, angefeuert.
Unter den Zuschauenden waren auch Familienmitglieder der Schweizer Champions. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
Der AGVS gratuliert den beiden Medaillengewinnern zur super Leistung! Foto: SwissSkills
«Ich habe es noch nicht so wirklich realisiert. Ich freue mich sehr über diesen grossen Erfolg», sagt Nevio Bernet. Mit Recht: Er holte Silber im Wettkampf gegen 34 internationale Teilnehmer bei den WorldSkills 2024 in Lyon (F). Sein Mentor Michel Tinguely, der ihn auf seinem Weg begleitet hat, sagt: «Ich habe nie daran gezweifelt, dass Nevio aufs Podium kommt. Nevio hat konstant gut gearbeitet über diese vier Tage. Es war ein harter Wettkampf, die Konkurrenz war gross. Er hat es absolut verdient.»
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Am Ende des letzten Wettkampftages am Samstag wurde die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Sophie Schumacher (22) aus Hagneck BE in der Kategorie Exhibition Skill Heavy Truck Maintenance zur Siegerin gekürt – und von ihren Fans gefeiert.
Sophie Schumacher hatte beim Posten «Motormanagement» an ihrem letzten Wettkampftag sehr anspruchsvolle Aufgaben zu lösen. Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin konnte verschiedene Fehler diagnostizieren und Störungen beheben. Doch diesmal gelang es ihr bis zum Schluss nicht, den Motor zum Laufen zu bringen. Nach dem Wettkampf meinte sie zu den Medien, sie sei sehr stolz darauf, dass sie es geschafft habe, hier teilzunehmen. Und mit ihrem Experten Jean Trotti habe sie eine Top-Vorbereitung gehabt und das Maximum herausgeholt. Zudem seien die Erfahrungen mit dem SwissSkills-National-Team toll gewesen und in den letzten neun Monaten seien Freundschaften entstanden.
Jean Trotti war im Jahr 2015 selbst als Kandidat bei den WorldSkills in São Paulo (Brasilien) dabei. Als Experte ist er ein Medaillengarant: So gewann sein Kandidat Damian Schmid bei den EuroSkills 2021 in Graz (A) Gold, Fabio Bossart letztes Jahr bei den EuroSkills in Danzig (Polen) Silber und Sophie Schumacher Gold. Er arbeitet als Automobil-Diagnostiker bei der Kolly SA in Aigle und ist dort für die Ausbildung zuständig.
«Sophie beim Wettkampf zuzuschauen, war beeindruckend. Wir durften sie auf nationaler Ebene über zwei Jahre begleiten», erklärte Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung. «Die Entwicklung, welche sie in dieser Zeit gemacht hat, ist enorm. Im Januar 2023 hatte sie die Qualifikation für die EuroSkills verpasst. Zum Glück liess sie sich nach einiger Bedenkzeit nochmals motivieren, an den SwissSkills Championships 2023 teilzunehmen, wo sie sich am Ende für die WorldSkills in Lyon qualifizierte. Ich habe noch nie eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer zu den WorldSkills begleitet, die oder der über alle Tage die Aufgaben so fokussiert angegangen ist und durchgängig solche Top-Leistungen zeigen konnte. Herzliche Gratulation, Sophie! Es war eine Freude, dabei zu sein und dir zuzuschauen.»
Sophie am vierten Wettkampftag der WorldSkills 2024 in Lyon (F). Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin holt Gold
Und diese Fokussierung zahlte sich aus, um 16.30 Uhr fand die Siegerehrung statt mit hohen WorldSkills-Funktionären und französischen Vertretern von Renault Trucks. Nach den Reden stieg die Anspannung fast ins Unermessliche, als es um die Verkündung der drei Erstplatzierten ging. Zuerst wurde als Dritter der französische Kandidat Romain Le Roux und im Anschluss als Zweiter der deutsche Kandidat Andreas Schuck aufgerufen. Die Spannung stieg, bis Sophie Schumacher als Siegerin ausgerufen wurde. Dann waren die Schweizer Fans nicht mehr zu halten und «Sophie, Sophie, Sophie»-Gesänge liessen die Halle fast erzittern.
Sophie Schumacher geht bei den diesjährigen WorldSkills im Skill Heavy Truck Maintenance als Siegerin hervor. Foto: SwissSkills
«Ich bin sehr, sehr glücklich. All der Stress und die Tränen sind vergessen, und die ganze Mühe hat sich ausgezahlt», erklärte Sophie Schumacher. «Ich wusste, dass es gut lief, doch ich konnte zu wenig einschätzen, was die anderen geleistet haben. Gegen Ende habe ich aber schon mit einer Medaille gerechnet. Nun wird mit der Familie, Freunden und dem SwissSkills-National-Team am Schweizerabend in Lyon gefeiert!»
Sophie Schumacher ist die erste Frau, die bei den WorldSkills im Bereich Automobil-Mechatronik für die Schweiz antritt. Die Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Skill Heavy Truck Maintenance) feierte ebenfalls Premiere an den Berufsweltmeisterschaften.
Freunde und Familie feierten auch Nevio Bernet
Am Samstagmorgen startete auch der Automobil-Mechatroniker Nevio Bernet mit dem Posten «Motormanagement» in seinen letzten Wettkampftag. Er muss sich jedoch noch bis zur Schlussfeier am Sonntagnachmittag gedulden, bis er erfährt, ob er sich genau wie seine Kollegin Sophie Schumacher über eine Medaille freuen kann. Nach zwei Stunden «Motormanagement» konnte der 21-Jährige aus Ufhusen LU zahlreiche Störungen beheben können und der Motor lief – ein gutes Zeichen. Gegen Mittag nahm Nevio – er misst sich im Skill Automobile Technology (Automobil-Mechatronik, Fachrichtung Personenwagen) – seine letzte Aufgabe an den diesjährigen WorldSkills in Angriff: «Motormechanik» war ein Posten, bei dem vor allem der Faktor Zeit eine Herausforderung darstellte.
Unmittelbar nach Abschluss des Wettbewerbs verriet Nevio den Medienvertretern: «Am Morgen war wieder etwas mehr Nervosität da, weil ich mir bewusst war, dass dies der letzte Tag ist. Aber ich habe gemacht, was ich kann, und bin zufrieden, weil ich meine Leistung abrufen konnte.» Die Emotionen bei seiner Familie und seinen Kolleginnen und Kollegen waren gross. Sein Vater Alois Bernet, der während der vier Tage deutlich nervöser war als Nevio, konnte die letzte halbe Stunde vor lauter Anspannung gar nur noch aus der Ferne verfolgen. Nevios Schwester Lara Bernet beschrieb die Gefühlslage beim Wettkampfende: «Unbeschreiblich! Es ist sehr emotional. Ich bin extrem stolz auf ihr – egal, welches Resultat jetzt herauskommt.» Seine Freunde liessen es sich nicht entgehen, Nevio schon einmal zu feiern.
Nevio Bernet wird am Ende des letzten Wettkampftages der WorldSkills 2024 in der Eurexpo in Lyon (F) von Freunden gefeiert. Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Auch Nevios Arbeitgeber, Urs Wagner von der Dorfgarage Wagner in Zell LU, war begeistert: «Sensationell! Nevio hat wiederum seine Coolness bewiesen, und ich bin sehr stolz auf ihn.» Olivier Maeder von der AGVS-Geschäftsleitung bedankte sich herzlich bei Urs Wagner im Namen des Verbands für die Zeit, die Nevio in die Vorbereitungen investieren konnte. Auch dies trug dazu bei, dass Nevio in dem mit 35 Wettkämpfenden extrem starken Teilnehmerfeld des Skills Automobile Technology eine sehr gute Leistung zeigen konnte.
Nevio Bernet wurde bei den Vorbereitungen zu und während den WorldSkills vom Experten Michel Tinguely (rechts) unterstützt. Foto: Natascha Teixeira/SwissSkills
Das SwissSkills National Team misst sich in 41 Berufen (Skills) gegen eine internationale Konkurrenz von über 1450 jungen Talenten aus 64 Nationen in insgesamt 59 Wettkämpfen. Die Schweizer Berufsnationalmannschaft will wieder als beste europäische Nation abschliessen. Dieses Jahr treten erstmals zwei Schweizer Champions in der Kategorie Automobil-Mechatronik an: Nevio Bernet (21) aus Ufhusen LU und Sophie Schumacher (22) aus Hagneck BE.
Sophie Schumacher am dritten Wettkampftag der WorldSkills 2024. Foto: SwissSkills/Stefan Wermuth
Am Freitagvormittag war Sophie Schumacher, die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, mit dem Posten «Motormanagement» beschäftigt. Sie diagnostizierte und behob Fehler um Fehler, unter anderem an einem CAN-Bus-System. Die Erleichterung war ihr anzusehen, als der Motor ansprang und brummte. Sophie meinte danach: «Ich habe einige Fehler gefunden und beheben können, aus meiner Sicht lief es gut. Doch ich weiss nicht, wie viele Pannen wirklich eingebaut waren.»
Am Nachmittag startete ein weiterer Posten zum Thema Motormechanik, bei dem es an einem ausgebauten Motor verschiedene Kontroll-, Einstell- und Reparaturarbeiten zu erledigen gab. Auch hier lief es gut: Sophie ist immer noch sehr konzentriert und in einem «Flow», in dem ihr fast alles gelingt.
Tatkräftige Unterstützung
Sophies Fanclub wurde gestern durch das Korbball NL A Team aus Täuffelen, in dem Sophie spielt, erweitert. Das Team zeigte sich mit einer sehr sympathischen Geste auf Wettkampfgelände: Sie brachten goldene Luftballons mit den Buchstaben «SOPHIE».
Sophie Schumachers Fanclub in der Eurexpo in Lyon (F). Foto: AGVS- Medien
Auch Nevio Bernet, der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, zeigt bei den WorldSkills eine beeindruckende Leistung und echte Leidenschaft für sein Handwerk. Am Freitagvormittag widmete er sich am Posten «Fahrwerk und Lenkgeometrie» auch der Kalibrierung einer Frontscheibenkamera. Am Ende konnte er zufrieden auf seine Leistung zurückblicken.
Knifflige Aufgaben
Über den Mittag musste er den anspruchsvollen Getriebeposten meistern: Ein Schaltgetriebe musste zerlegt, defekte Teile ersetzt und das Getriebe wieder zusammengebaut werden. Insbesondere der Zusammenbau war knifflig. Nevio meinte danach leicht verärgert: «Ich habe mehrere Versuche gebraucht, um die Synchronisierung wieder zusammenzubauen, und dadurch Zeit verloren.» Das Getriebe hatte er am Schluss zwar zusammengebaut, konnte jedoch aus zeitlichen Gründen keine weiteren Einstellarbeiten durchführen.
Nevio Bernet stellte sich am dritten Wettkampftag der WorldSkills 2024 kniffligen Aufgaben. Foto: AGVS-Medien
Immerhin konnte Nevio nach einem gemeinsamen Essen mit seinem Coach Michel Tinguely den freien Nachmittag mit seiner Familie verbringen und sich entspannen. Dieser Moment der Erholung gab ihm neue Energie, um sich am Samstag neuen Herausforderungen zu stellen.
Am zweiten Wettkampftag der WorldSkills 2024 musste Sophie Schumacher einen ausgebauten Motor zerlegen, die Kolben und Laufbuchsen ausmessen und alles wieder einzubauen. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
Nevio Bernet, der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, war am Donnerstagvormittag beim Posten «Bremsen» mit Arbeiten an einem Modell der Firma ConsulLab beschäftigt. Er musste so gut wie sämtliche möglichen Prüf- und Reparaturarbeiten an dieser Bremsanlage, welche vorne eine Scheiben- und hinten eine Trommelbremse hatte, durchführen. Zum Schluss wurde auch neue Bremsflüssigkeit eingefüllt und die Bremsanlage mit Hilfe des Experten entlüftet.
Die Arbeiten führte Nevio souverän und in seiner gewohnten ruhigen Arbeitsweise durch. Nach getaner Arbeit sagte er: «Es lief ganz gut, die Zeit war die grösste Herausforderung, ich konnte nicht alle Arbeiten erledigen.» Die meisten Posten sind jedoch so konzipiert, dass die Zeit nicht ausreicht, um alle Arbeiten durchzuführen.
Nevio Bernet arbeitete beim Posten «Bremsen» an einem Modell der Firma ConsulLab. Foto: AGVS-Medien
Motordiagnose, E-Lastgagen und Virtual Reality
Am Donnerstagnachmittag stand der Posten «Motordiagnose» mit mechanischen Pannen auf dem Programm. Es mussten unter anderem Arbeiten wie das Messen der Motorkompression durchgeführt werden. Diesmal konnte Nevio alle Prüfarbeiten im vorgesehenen Zeitrahmen durchführen. Entsprechend entspannt und zufrieden wirkte er am Abend nach getaner Arbeit; vergessen war die leichte Unzufriedenheit vom Vormittag. Damit sind die Voraussetzungen gut, um am nächsten Tag wieder Spitzenleistungen erbringen zu können.
Nevio Bernet tritt in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) an. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
Sophie Schumacher, die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, war am Donnerstagmorgen mit Arbeiten an einem Elektrolastwagen beschäftigt sowie mit einem Virtual-Reality-System, mit welchem sich Diagnosen und Reparaturen simulieren lassen. Diese Posten zählen nicht zur Gesamtbewertung, und Sophie war deutlich vor Ablauf des Zeitbudgets fertig.
Motormechanik am Sechszylinder-Reihenmotor
Um 13.30 Uhr galt es für Sophie ernst; während drei Stunden stand die Motormechanik im Zentrum. Sie wurde bereits beim Betreten des Geländes von einer TV-Equipe von RTS gefilmt, welche sie für eine 50-minütige Sendung, «Mission Apprentis WorldSkills 2024», auf Schritt und Tritt verfolgt. Auch ihre Eltern werden immer wieder gefilmt, sodass Sophie ihnen folgenden Rat gab: «Wenn die euch stören, jagt sie einfach weg. Ich musste dies im SwissSkills-Camp in Tenero auch tun, als sie mich nervten.»
Das Team ist jedoch sehr sympathisch, und Sophies Vater, André Schumacher, und Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Bildung, konnten nach dem Posten die Bauteile des Motors alle wieder auf Französisch nennen, weil der Produzent immer wieder nachgefragt hatte, wie die Bauteile heissen.
André und Myriam Schumacher, die Eltern von Sophie Schumacher (Mitte), sind angereist, um ihre Tochter zu unterstützen. Foto: SwissSkillsTatjana Schnalzger
«Sophie bei der Arbeit zuzuschauen, war ein Genuss. Die Professionalität und Effizienz, wie sie die Prüf-, Mess-, Aus- und Einbauarbeiten durchführte, waren beeindruckend. Ob ihre Messresultate korrekt waren, kann ich nicht beurteilen, doch alles andere war Spitzenklasse», so Olivier Maeder.
Halbzeit bei den WorldSkills
Es ging unter anderem darum, einen ausgebauten Motor zu zerlegen, Kolben und Laufbuchsen auszumessen und alles wieder einzubauen. Dies schaffte Sophie in etwa 2,5 Stunden. Danach hatte sie noch knapp 30 Minuten Zeit, um abgebrochene Bolzen am Zylinderkopf auszubohren und durch neue zu ersetzen. Sie gab bis am Schluss Vollgas und nutzte auch noch die letzten Sekunden, um Punkte zu ergattern.
Nach Halbzeit zeigt sich das SwissSkills National Team noch immer fokussiert. Die Berufsnationalmannschaft, zu der auch Nevio und Sophie gehören, darf auf grosse Unterstützung zählen: Rund 2000 angereiste Schweizer Fans feuern sie an. Alle fiebern sie gespannt dem grossen Finale der WorldSkills entgegen, die am Sonntag mit der Siegerehrung und der Vergabe der begehrten Medaillen ihren Höhepunkt finden.
Konzentration pur: Nevio Bernet (21) beweist an den WorldSkills 2024 in Lyon (F) sein Können. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Am Mittwoch spielte sich der erste Wettkampftag der WorldSkills 2024 in der Eurexpo in Lyon (F) ab. Für Sophie Schumacher (22), die in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance) antritt, begann er bereits um 9 Uhr, als noch keine Zuschauerinnen und Zuschauer da waren, mit dem Posten «Lenkgeometrie». Sie meinte zu Beginn, dass sie nervös sei, was man ihr später aber überhaupt nicht anmerkte.
Schliesslich kam das erste Publikum, darunter auch Prominenz: Der WorldSkills-Rundgang von Bundesrat Guy Parmelin und weiteren Behördenvertretern begann auf dem Nutzfahrzeugstand. Der Bundesrat sprach mit Sophies Eltern André und Myriam Schumacher. Die Szene wurde von einer TV-Equipe von RTS festgehalten, und Teile davon werden am Donnerstagabend im Téléjournal ausgestrahlt.
Bundesrat Guy Parmelin im Gespräch mit den Eltern von Sophie Schumacher, André und Myriam Schumacher. Foto: SwissSkills/Manu Friederich
Zu einem späteren Zeitpunkt kam noch eine TV-Equipe von RTS, die Sophie bereits in ihren Vorbereitungen für eine Sendung gefilmt hatte. Sophies Vater André Schumacher wurde gebeten, vor laufender Kamera zu erklären, worauf es bei der Messung der Lenkgeometrie eines Nutzfahrzeugs ankommt.
Sophie arbeitete während den drei Stunden hochkonzentriert und verlautbarte nach dem ersten Posten am Mittag im Gespräch mit ihren Eltern ein gutes Gefühl und zeigte sich zufrieden mit ihrer Leistung.
Ebenfalls hochkonzentriert: Sophie Schumacher (22) absolviert einen Posten. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Am Nachmittag ging es für die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin mit dem Posten «Pneumatiksysteme» weiter. Zu Beginn hatte sie die eine oder andere Herausforderung zu meistern, da die für die Arbeiten notwendige Infrastruktur nicht funktionierte. Nachdem dies behoben war, lief bei ihr auch dieser Posten gut – auch wenn es für Sophie nicht immer einfach war, die Aussagen des schwedischen Experten zu interpretieren.
Und wie lief es für Nevio Bernet?
Für Nevio Bernet (21), der in der Fachrichtung Personenwagen (Automobile Technology) antritt, begann der Wettkampf nicht wie geplant um 13 Uhr, sondern wegen eines technischen Problems mit dem Bewertungssystem CIS eine halbe Stunde später. Der erste Posten dauerte zwei Stunden und war in zwei Teile, «Body Electrical» und «E-Mobility», aufgeteilt. Zumindest mit dem ersten Teil war Nevio zufrieden.
Nevio wird von Experten beurteilt. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini.
Um 16 Uhr startete der Automobil-Mechatroniker mit den Arbeiten «Electrical Creation» auf einem Modell der kanadischen Firma ConsuLab. Hier ging es vor allem um elektrische Schaltungen und Messungen, die er sehr gut meisterte. Nevio arbeitete wie gewohnt äusserst ruhig und überlegt; es schien, als könne er die Geräuschkulisse und die vielen Zuschauer ohne Weiteres ausblenden.
Nach Beendigung ihrer Posten am Nachmittag durften sich Nevio und Sophie für einige Minuten mit ihren Coaches Michel Tinguely und Jean Trotti über den ersten Wettbewerbstag austauschen, bevor es durch das Verkehrschaos in Lyon zurück ins Hotel der Schweizer Berufsnationalmannschaft ging.
Die Nutzfahrzeug-Mechatronikerin Sophie Schumacher (links) durfte das SwissSkills National Team anlässlich der Opening Ceremony am Dienstagabend anführen. Foto: SwissSkills/Stefan Wermuth
Als der Startschuss fiel
Am Dienstagabend wurden die WorldSkills 2024 in Lyon (F) feierlich eröffnet. 45 junge Schweizerinnen und Schweizer treten an den diesjährigen Berufsweltmeisterschaften an. Mit 42 Expertinnen und Experten bildet das SwissSkills National Team die bisher grösste Schweizer Delegation. Mit dabei sind Nevio Bernet (21) und Sophie Schumacher (22). Zum ersten Mal in der Geschichte der WorldSkills tritt eine Frau für die Schweiz im Bereich Automobil-Mechatronik an.
Die beiden Champions vertreten den Skill Automobil-Mechatronik in den beiden Fachrichtungen Personenwagen (Automobile Technology) und Fachrichtung Nutzfahrzeuge (Heavy Vehicle Maintenance), wobei Letztere zum ersten Mal an den WorldSkills dabei ist. Ebenfalls zum Team zählen ihre jeweiligen Experten Michel Tinguely und Jean Trotti, mit denen die Schweizer Champions in den letzten Monaten intensiv trainiert haben.
Nevio Bernet (Dritter von links) startet hochmotiviert in die WorldSkills. Foto: SwissSkills/Michael Zanghellini
Eine selbstbewusste Fahnenträgerin
Beim ersten grossen Auftritt des SwissSkills National Teams anlässlich der Opening Ceremony hatte Sophie Schumacher die Ehre, die Fahne zu schwingen. Das SwissSkills National Team besteht aus den aktuell besten jungen Fachkräften der Schweiz und wurde bei der Eröffnungszeremonie von Zuschauerinnen und Zuschauern, darunter Familienmitglieder, angefeuert.
Unter den Zuschauenden waren auch Familienmitglieder der Schweizer Champions. Foto: SwissSkills/Tatjana Schnalzger
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