«Wir wollen die Politiker zum Träumen bringen»

Jahresbericht und Jahresrechnung

«Wir wollen die Politiker zum Träumen bringen»

8. September 2021 agvs-upsa.ch – Eine Gesprächsrunde mit Vertretern aus dem AGVS-Zentralvorstand gab an der 44. Delegiertenversammlung Einblick ins aktuelle Geschehen im Autogewerbe und einen Ausblick in die Zukunft.

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cst. Obwohl gegenüber dem Vorjahr 74'000 Neuverkäufe fehlten und das Autojahr 2020 als «Corona-Krisenjahr» in Erinnerung bleiben wird, darf das Autogewerbe die Zuversicht behalten. Die Fahrzeuge werden immer effizienter, die Modellvielfalt nimmt zu und zur Minderung der CO2-Emissionen rücken alternative Kraftstoffe und Antriebstechnologien verstärkt in den Fokus. So die Botschaft von AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli im Vorwort des Geschäftsberichts 2020.

Für seine letzte Delegiertenversammlung war es Urs Wernli ein Anliegen, dass die Vertreter des Zentralvorstands in einer Talkrunde zum aktuellen Geschehen im Autogewerbe zu Wort kommen. Durch die Gesprächsrunde führte Röbi Koller, Moderator beim «Tag der Schweizer Garagisten». Nicolas Leuba, ZV-Mitglied Bereich Sozialwerke, ging unter anderem auf die Herausforderungen im Bereich Altersvorsorge ein, die es in Zukunft zu meistern gelte. Markus Hesse, ZV-Mitglied Bereich Handel, lobte den Umgang der Garagisten während der zweiten Schliessung der Showrooms Anfang 2021. Man habe im Vergleich zum Lockdown 2020 den Einsatz digitaler Tools intensiviert. Dadurch habe man den Einbruch der Fahrzeugverkäufe etwas besser abfedern können. «Aktuell leiden wir unter den Lieferengpässen, genauso wie die gesamte Wirtschaft», erklärte Hesse zu den aktuellen Herausforderungen. 

Der Trend bei den alternativen Antrieben ist nicht nur bei den Personenwagen deutlich, sondern macht sich auch immer mehr in der NFZ-Branche bemerkbar, wie Dominique Kolly, ZV-Mitglied Bereich Nutzfahrzeuge, erläuterte. Dazu gehören Elektro-, LNG- und Wasserstoffantriebe aber auch synthetische Treibstoffe. «Für die NFZ-Betriebe hat dies insbesondere Auswirkungen auf die Ausbildung, aber auch auf die Werkstattinfrastruktur. Sie müssen offen gegenüber den alternativen Antrieben sein.»

Charles-Albert Hediger, ZV-Mitglied Bereich Berufsbildung, betonte, dass es wichtig ist, eine Gemeinschaft rund um das Automobil aufzubauen, aber auch, dass das Autogewerbe Botschafter hat, welche die Leidenschaft fürs Automobil dem Nachwuchs weitergibt. Was die Aus- und Weiterbildung betrifft, müssten die Betriebe über Lernende und Fachkräfte verfügen, die sowohl Fahrzeuge mit alternativen Antrieben als auch mit herkömmlichen Verbrennungsmotor warten können. Dabei erwähnte er die Überarbeitung und Neupositionierung diverser beruflicher Grundbildungen, aber auch die Business Academy, deren Angebot sich nach den aktuellen Bedürfnissen in der Aus- und Weiterbildung richtet.

René Degen, ZV-Mitglied Bereich Dienstleistungen/Aftersales, ging auf die Digitalisierung ein, die fester Bestandteil des Werkstattalltags ist. Dabei stellte er klar: «Eine digitale Serviceannahme schliesst eine persönliche Geschäftsbeziehung nicht aus.» Er legte den Delegierten «Terminland» ans Herz, ein Tool, das der Garagist mit einfachen Mitteln installieren kann und die Möglichkeit einer Serviceannahme rund um die Uhr erlaubt. 

Zuletzt warf Pierre Daniel Senn, AGVS-Vizepräsident, einen Blick in die Zukunft: «Die Autobranche ist eine dynamische Branche, die Zukunft hat. Aber wir haben ein Problem. Unser Image entspricht nicht unserer Realität.» Er appellierte an die Delegierten, dass «wir wieder ein positives Image haben wollen, eines, das zum Träumen anregt». Dies wolle man auf politischer Ebene erreichen, auf der man sich heute defensiv bewege. Mit Blick auf die Klimathematik stehe das Auto unter Druck, von der Öffentlichkeit und vonseiten der Politik. «Wollen wir uns weiterentwickeln, müssen wir auch die Politiker zum Träumen bringen!» Mit der Wahl des neuen Zentralpräsidenten Thomas Hurter wolle der Zentralvorstand ein Zeichen setzen und die Politiker zum Träumen bringen.
 
Jahresbericht und Jahresrechnung 2020
Nach der Gesprächsrunde genehmigten die Delegierten den Jahresbericht 2020. Zugestimmt wurde auch dem Protokoll der DV vom 10. Juni 2020, die covidbedingt erstmals schriftlich abgehalten wurde.

Was die Jahresrechnung 2020 betrifft, hat Corona seine Spuren hinterlassen, wie AGVS-Vizepräsident Manfred Wellauer vor den Delegierten erklärte. Per 31. Dezember 2020 wird ein Jahresverlust von 74'374 Franken ausgewiesen (Vorjahr: Jahresgewinn 11'711 Franken). Grund waren die deutlich tieferen Beiträge, die aus den Neuwagenkäufen an den Verband geflossen sind. Die Zahl der verkauften Neuwagen sank 2020 um 75'000 auf rund 238'700 Einheiten.

Auf der Aktivseite der Bilanz zeigt das Total von Umlauf- und Anlagevermögen 11,75 Mio. Franken (2019: 12,9 Mio.). Bei den Passiven waren die kurzfristigen Verbindlichkeiten per Ende Geschäftsjahr deutlich tiefer als im Vorjahr. Demgegenüber blieben Fondskapital und Reserven im Vergleich zu 2019 unverändert. 

Die Erfolgsrechnung weist Einnahmen in der Höhe von 13,2 Mio. Franken (2019: 13,68 Mio.). Auf der Aufwandseite konnte beim direkten Betriebsaufwand unter dem Strich eingespart werden, genau wie beim übrigen betrieblichen Aufwand. Etwas gestiegen ist der Personalaufwand, dies aufgrund von Überlappungen infolge Pensionierungen. In der Summe ergibt dies ein Betriebsergebnis vor Finanzerfolg, Steuern (Ebit) von rund Minus 445'400 Franken (2019: Minus 16'472 Franken).
Budget 2021
Im Anschluss genehmigte die DV die Jahresrechnung 2020, ebenso wie das Budget 2021. Dass das Budget für das laufende Jahr erst im September genehmigt werden konnte, lag an der coronabedingten Verschiebung der DV, die ursprünglich im Juni geplant war. Es sieht auf der Ertragsseite Einnahmen von insgesamt rund 13,68 Mio. Franken vor, während Aufwendungen in Höhe von 14,02 Mio. Franken prognostiziert werden. Der Verlust wird auf 330'000 Franken budgetiert. Die Delegierten genehmigten das Budget einstimmig. Manfred Wellauer betonte, man habe sehr vorsichtig budgetiert: «Wir hoffen, dass wir eine schwarze Null erzielen.» Man gehe sehr haushälterisch mit den finanziellen Mitteln um. Die Mitgliederbeiträge 2022 bleiben unverändert.
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