Positive Bilanz und keine Chinesen

Amag-Gruppenrückblick 2023

Positive Bilanz und keine Chinesen

30. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Die Amag-Gruppe war 2023 erfolgreich unterwegs: mehr Mitarbeitende, mehr Wertschöpfung, weniger CO2. Amag-Chef Helmut Ruhl zieht eine positive Bilanz fürs letzte Jahr, macht aber auch auf Herausforderungen aufmerksam. Jürg A. Stettler

artikel-ruhl_2.jpgAmag-CEO Helmut Ruhl. Foto: AGVS-Medien.

Der Motor der Amag Gruppe läuft rund. Alternativ könnte man sagen: Er schnurrt zufrieden. Denn mit einem konsolidierten Umsatz von 5,2 Milliarden Franken konnte die Amag mit den Marken Audi, Cupra, Seat, Skoda, VW und VW Nutzfahrzeuge ihren Schweizer Marktanteil nicht nur auf 32,4 Prozent steigern und die Anzahl Mitarbeitende um 200 auf 7500. Sondern auch ihre Führungsposition bei reinen Elektrofahrzeugen ausbauen: 18'542 E-Autos verkaufte die Amag letztes Jahr, was fast plus 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mehr als jedes dritte Elektroauto hierzulande stammt von einer Amag-Marke. «Fünf der zehn meistverkauften E-Autos der Schweiz kommen von uns», verrät Amag-CEO Helmut Ruhl und ergänzt: «Aber die Dynamik im BEV-Verkauf hat abgenommen, jetzt gilt es, Stockwerkeigentümer und Mieter für den Antrieb zu begeistern. Und es braucht mehr Strom für diese Fahrzeuge.»

Viel Strom aus Fotovoltaik
Die Amag engagiert sich deshalb auch stark im Energiebereich. «Es ist unser strategisches Ziel, den Strom, den die Elektroautos nutzen, durch Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Kunden zuzubauen», so der Amag-Chef. Unter Amag Energy & Mobility werden die Geschäftsbereiche Helion, Helion Charge:On und Clyde geführt; damit sollen die Voraussetzungen für die Kopplung und so bessere Nutzung der Potentiale der Sektoren Mobilität, Energie und Immobilien geschaffen werden. Allein Helion etwa hat 2023 über 1400 Fotovoltaikprojekte für mehr als 70 GWh realisiert.

artikel-photovoltaik-audi_1.jpgPhotovoltaik auf der Audi-Garage in Bern. Foto: Amag

Bei der Amag Parking AG wurden weitere Parkhäuser in Ladehäuser umgebaut. Und bis Ende 2023 gingen auf Dächern der Amag-Gruppe und ihrer Tochterunternehmen 34 Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtfläche von 34’390 m2 in Betrieb. Diese lieferten rund 6,8 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. «Betreiben wir beispielsweise alle VW ID.4 mit Strom aus erneuerbaren Quellen, dann hilft die Produkteelektrifizierung, den CO2-Austoss massiv zu senken», rechnet Ruhl vor. «Dies lässt sich durch clevere Nutzung und nachhaltige Produktion des Fahrzeugs sogar noch senken. Daher investiert der VW-Konzern auch massiv in nachhaltige Herstellung von Batterien in Europa.»

Die neuen Geschäftsfelder
«Auch dieses Jahr gehen wir von rund 260'000 Autoverkäufen in der Schweiz aus, die Pipelines der verschiedenen Marken der Amag sind dafür gut gefüllt», so Ruhl zuversichtlich. Man investiere aber auch bewusst in neue Geschäftsmodelle neben dem Autoverkauf und -vertrieb. Mit Allride zum Beispiel bietet die Amag Mobilitätslösungen für ganze Areale oder Unternehmen mit E-Autos und E-Bikes an. Und das herkömmlichen Sharingangebot Ubeeqo ist in Zürich, Baar ZG und Cham ZG nutzbar, in den nächsten Monate sollen weitere Standorte sowie Nutzfahrzeuge dazukommen. Zudem investiert die Amag mit Holo in Lösungen fürs autonome Fahren. «Das Potenzial ist gross, sei es im Bereich Lastmile Delivery oder Ridepooling. Mit Holo und weiteren Partnern wollen wir entsprechende Lösungen in die Schweiz bringen», erläutert Ruhl. «Unser Produkt und unsere Branche sind im Wandel, aber unser Produkt ist gleichzeitig auch hochattraktiv», macht er Garagistinnen und Garagisten Mut.

artikel-ladehaus_1.jpgParkhäuser der Amag – hier bei der Messe Zürich – sollen immer mehr zu Ladehäuser werden. Foto: Amag

Wichtig für die Mobilität sei auch die Politik, und hier gibt Ruhl im Hinblick auf den Wegfall der Importsteuerbefreiung auf E-Autos und der CO2-Regelung bezüglich Nischenherstellern zu bedenken: «Wir sollten gleich schnell unterwegs sein wie Europa. Will die Schweiz schneller sein, dann braucht es Unterstützung. Und wir müssen sicherlich in die Infrastruktur investieren, um unseren Wohlstand garantieren zu können.» Ausserdem gelte es, auch ans Ende des Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu denken, und da stehe ja das Recycling an. «Diese Technologie ist wirtschaftlich, weil die Rohstoffe teuer sind», so Ruhl.

Keine Abkehr von der E-Mobilität
Dass man nochmals wegkomme von der E-Mobilität, glaubt der Amag-Chef nicht. Schliesslich habe die Autoindustrie 500 Milliarden investiert, um den Wandel hin zu E-Fahrzeugen zu ermöglichen. Die Industrie sei unter maximalem Stress wegen des Wandels. «Von allein läuft absolut gar nichts, daher hoffen wir, dass die nötige Landeinfrastruktur zugebaut wird, um die gewünschten BEV-Zahlen zu erreichen», so Ruhl. Wolle man sich nicht von den Klimazielen verabschieden müssen, brauche es die E-Mobilität genauso wie genügend Strom sowie günstigere E-Modelle.

artikel-tv_1.jpgFoto: AGVS-Medien

«Es wird mit den Jahren sicherlich auch E-Mobile mit kleineren Batterien geben, weil Kundinnen und Kunden merken, dass auch eine kleinere Batterie durchaus ausreichend ist», erläutert Ruhl. Zudem werde der sich entwickelnde und wachsende Occasionsmarkt ebenfalls einen günstigeren Einstieg in die E-Mobilität ermöglichen. Innerhalb des Volkswagen-Konzerns würden die neue Elektro-Einheitsplattform und die eigenen Batteriefabriken helfen, die Preise gegen Ende des Jahrzehnts deutlich zu senken.

Amag ohne chinesische Marken
Auf den Vormarsch der chinesischen Marken in Europa angesprochen, macht der Amag-Chef klar: «Die Chinesen werden kommen, aber die Amag wird keine chinesischen Autos importieren.» Ruhl freue sich auf fairen Wettbewerb, ist jedoch überzeugt, dass die Schweizerinnen und Schweizer vor allem auch nach dem Autokauf Wert auf gute Dienstleistungen und Services legten. «Hier sind wir mit einem Handelsnetz mit 400 Standorten gut aufgestellt, und wir verstehen die Schweiz auch.»
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